Jesus wird ans Kreuz genagelt



11. Station  JESUS WIRD ANS KREUZ GESCHLAGEN

 

          „Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den anderen links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk 23,33f)

 

           Was damals geschah:

Gnadenlos wird Jesus zu Boden geworfen, dicke Nägel werden in seine Hände und Füße geschlagen. Dann ziehen die Soldaten den Querbalken hoch, die schrecklichsten Stunden im Leben Jesu beginnen. Zwei Aufständische – Verbrecher, wie es heißt – werden mit ihm gekreuzigt; auch ihre Schreie gellen über die Hinrichtungsstätte. Die Menschenmenge steht in sicherer Entfernung und schaut dem Todeskampf der Verurteilten zu. Gott schreit hier: an den Kreuzen von Golgota.

 

           Was heute geschieht:

Es ist bis auf den heutigen Tag eine ungelöste Frage, warum Menschen einander alle schrecklichen Formen von Gewalt antun können. Genügt es zur Rechtfertigung, dem anderen sein Menschsein abzusprechen, wie es in unserem Land vor achtzig Jahren geschah? Wie es in den Kolonialkriegen und den Kriegen unserer Zeit geschehen ist und täglich geschieht? Löst die Gewissheit, straflos zu bleiben, alle Hemmungen? Ist der Grund in Ohnmachtsgefühlen und tief sitzenden Ängsten zu suchen? Verletzte Menschen verletzen Menschen. Vielleicht ist es einfach die Kälte, an die auch das Evangelium von der Liebe nicht rühren konnte. In Trauer darüber lasst uns beten:

 

           (im Wechsel)

Schrecklich ist die Gewaltgeschichte der Menschen.

Sie bringt viel Bosheit hervor.

In diese Gewaltgeschichte reihst du dich ein, Jesus.

Nicht als Täter, sondern an der Seite der Opfer, solidarisch mit ihnen.

Das Böse gewinnt die Oberhand, wenn zu viele Menschen schweigen.

Wo ist unser Mut, beizeiten der Gewalt zu widersprechen?

Warum darf die Gewalt sich ungehindert ausbreiten?

Erbarme dich über uns und über die ganze Welt!

 



MISEREOR - Kreuzweg für Erwachsene 2017                         von Jutta Lehnert Koblenz