Jesus begegnet Seiner Mutter



4. Station  JESUS BEGEGNET SEINER MUTTER

 

        „Auch einige Frauen sahen von weitem zu … sie waren Jesus schon in Galiläa nachgefolgt.“ (Mk 15,40f)„Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter…“ (Joh 19,25)

 

           Was damals geschah:

Die Frauen aus Galiläa sind nicht geflohen wie die Jünger; sie bleiben in Jesu Nähe, um in den schwersten Stunden ihr Mitgefühl zu zeigen. Mitten unter ihnen entdeckt er sie: seine Mutter. Sie darf nicht protestieren gegen das schreckliche Unrecht, das ihrem Sohn zugefügt wird; sonst droht auch ihr die Verhaftung. Die Besatzungsmacht ist unerbittlich. Maria darf nur weinen und ihren Schmerz als Mutter zeigen. Den eigenen Schmerz kann sie ertragen, aber den Schmerz ihres Kindes? Wie hatte sie so mutig das Magnificat gesungen, ihr Lied vom Kommen des Reiches Gottes! Nun wird ihr alle Hoffnung genommen, nun weint ihre Seele.

 

           Was heute geschieht:

Auch heute sind es oft die Frauen und Mütter, die den größeren Mut des Herzens haben, die nicht weglaufen, die aushalten, was kaum auszuhalten ist. Sie finden einen Weg, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, und riskieren dabei ihr eigenes Leben. In Unsicherheit und Angst, in drohender Gefahr bleiben sie und harren aus. Das hören wir aus vielen Fluchtgeschichten heute. Was aber, wenn der Sohn den weiten Weg nicht schafft oder das rettende Boot untergeht? In Trauer darüber lasst uns beten:

 

           (im Wechsel)

Es sind oft die Frauen, Gott, die an der Hoffnung auf dein Reich festhalten – auch gegen Erfahrungen von Ohnmacht und Unrecht.

Gott, wer sieht den Kummer der Frauen und Mütter?

Wer hört ihr Weinen, wenn der Krieg näher rückt?

Lass sie in ihrer Angst nicht verzweifeln. Stärke sie in ihrem Protest.

Wo ist unsere Solidarität, wo ist unser Mitgefühl?

 

Erbarme dich über uns und über die ganze Welt!



MISEREOR - Kreuzweg für Erwachsene 2017                         von Jutta Lehnert Koblenz