Veronika reicht Jesus das Schweißtuch



6. Station  VERONIKA REICHT JESUS DAS SCHWEISSTUCH

 

        „Mein Gesicht barg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Doch Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden.“ (Jes 50,6f)

 

           Was damals geschah:

Die Überlieferung weiß von einer Frau am Wegrand, Veronika, die mit Jesus fühlt und mit ihm leidet. Sie sieht, wie Blut und Schweiß über sein Gesicht laufen, in seine Augen dringen und seinen Gang erschweren. Da tritt sie beherzt aus der Menge der Zuschauer, ein Tuch drückt sie ihm voll Mitleid auf das geschundene Gesicht. Das Tuch trägt nun seine Spuren; das ist das Gesicht, das er uns hinterlassen wollte. So sollen wir ihn erkennen: im geschlagenen und entstellten Gesicht der Verachteten und Leidenden.

 

           Was heute geschieht:

Es braucht Mut, aus der Menge, aus der Mehrheitsmeinung auszubrechen und dem eigenen Herzen zu folgen. Wer sich heute für Flüchtlinge in unserem Land praktisch einsetzt, riskiert den Spott der Umgebung. Noch sind es viele, die wissen, dass die Opfer der Geschichte das geschundene Gesicht Jesu tragen. Veronika ist keine Erfindung; es gibt zu wenige, die handeln wie sie. In Trauer darüber lasst uns beten:

 

           (im Wechsel)

Die Opfer bleiben übersehen, unerkannt.

Ihre Wege auf dieser Erde zählen nicht.

Ihre Ängste, ihre Schmerzen haben kein Gewicht.

Doch du gibst ihnen ein Gesicht, einen Namen.

Du gibst dich in ihnen zu erkennen.

Warum werden unsere Herzen härter?

Warum erreicht uns ihre Not nicht mehr?

 

Erbarme dich über uns und über die ganze Welt.



MISEREOR - Kreuzweg für Erwachsene 2017                         von Jutta Lehnert Koblenz