Jesus und die weinenden Frauen von Jerusalem



8. Station  JESUS BEGEGNET DEN WEINENDEN FRAUEN VON JERUSALEM

 

          „Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder!“ (Lk 23,27f)

 

           Was damals geschah:

Die Frauen von Jerusalem haben erfahren, was Krieg und Unterdrückung anrichten können. Unbewaffnet und schutzlos sind sie der Willkür und den Übergriffen der Soldaten ausgeliefert. Dazu kommt die materielle Not. Ihnen ist das Leben der Kinder und der Kranken der Familien anvertraut. Sexualisierte Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist in allen Kriegen ein übliches Mittel, dem Feind einen besonders tief wirkenden Schaden zuzufügen. So stehen die Frauen hier am Leidensweg Jesu – sein Leid ist ihr Leid, ihre Tränen sind seine Tränen.

 

           Was heute geschieht:

Der größte Teil der Frauen, die weltweit auf der Flucht sind, ist der Gefahr durch sexualisierte Gewalt ausgesetzt. In der von Krisen und Krieg gezeichneten Heimat fehlt der Schutz, auf der Flucht droht ihnen neue Gefahr. In den Kulturen, aus denen viele dieser Frauen stammen, wird über diese Form von Gewalt Schweigen gebreitet. Scham und Angst verschließen den Mund der Opfer; nirgendwo ist verlässliche Hilfe, nirgendwo ist Sicherheit. Angst vor Vergewaltigung und Ausbeutung durch Zwangsprostitution sind in Europa immer noch keine anerkannten Fluchtgründe. In Trauer darüber lasst uns beten:

 

           (im Wechsel)

Das Leid der Frauen und Mädchen wird oft verschwiegen.

Dein Wort, Gott, verschweigt nicht.

Dein Blick, Jesus, trifft sich mit ihrem Blick.

Dein Wort, Jesus, verbindet sich mit ihrem Schmerz.

Deine Tränen, Jesus, vermischen sich mit ihren Tränen.

Deine Hilflosigkeit, Jesus, verbindet sich mit ihrer Wehrlosigkeit.

Wer hilft ihrem Leben wieder auf?

 

Erbarme dich über uns und über die ganze Welt! 



MISEREOR - Kreuzweg für Erwachsene 2017                         von Jutta Lehnert Koblenz